Fehlsichtigkeit

Version vom 5. Februar 2020, 13:46 Uhr von WeigandM (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Die Fehlsichtigkeit ist ein in der Fachwelt äußerst umstrittener Begriff. Unter Fehlsichtigkeit im engeren Sinn werden alle Störungen der Brechungsfunktion des Auges zusammengefasst. Praktisch bedeutet dies, dass eine fehlsichtige Person Objekte entweder in der Nähe oder in der Ferne oder unabhängig von der Distanz nur unscharf sehen kann.

In der Augenheilkunde wird statt des wertenden Begriffs der Fehlsichtigkeit häufiger der Terminus Ametropie verwendet. Dieser neutralere Begriff trägt der Tatsache Rechnung, dass Abweichungen vom optimalen Bau des Augapfels bzw. der regulären Krümmung der brechenden Medien insbesondere im Kindesalter physiologische Normalzustände sind, die sich später „auswachsen“; andererseits führen kleinere Abweichungen von der idealtypischen Augenanatomie nicht zwangsläufig zu Fehlsichtigkeiten, die behandelt oder ausgeglichen werden müssten.

Die brechenden Medien des Auges werden in ihrer Gesamtheit als dioptrischer Apparat bezeichnet. Ametropien bzw. Fehlsichtigkeiten lassen sich durch das Tragen individuell angepasster Brillen oder Kontaktlinsen korrigieren. Die Stärke einer Ametropie wird in Dioptrien (dpt) gemessen, also als Wert der Brechkraft, die ein Brillenglas oder eine Kontaktlinse haben muss, um die Brechkraft des Auges im sinne eines möglichst-scharf-sehen-könnens zu korrigieren.

Dass es den brechenden Medien nicht gelingt, ein scharfes Netzhautbild zu erzeugen, kann zwei verschiedene Ursachen haben:

  • Längenametropien: Bei Längenametropien liegt der Grund für die fehlerhafte Brechungsfunktion in einer Längenabweichung des Augapfels. Eine Kurzsichtigkeit kann beispielsweise durch einen zu langen, eine Weitsichtigkeit durch einen zu kurzen Augapfel verursacht werden. Ein irregulär langer oder kurzer Augapfel führt auch bei völlig intakten brechenden Medien zu einer Fehlsichtigkeit, da die Brechkraft des dioptrischen Apparats in dieser Situation nicht auf die Länge des Augapfels abgestimmt ist. Jede Abweichung der Baulänge des Augapfels um einen Millimeter verstärkt die Ametropie um etwa 3 Dioptrien.
  • Brechwertametropien: Bei Brechwertametropien liegt der Grund für die fehlerhafte Brechungsfunktion in einer Brechkraftabweichung von Hornhaut oder Linse, also in den brechenden Medien selbst. Eine Kurzsichtigkeit kann beispielsweise durch eine zu starke Krümmung von Hornhaut oder Linse, eine Weitsichtigkeit durch eine zu schwache Krümmung von Hornhaut oder Linse hervorgerufen werden. Eine Krümmungsabweichung von Hornhaut oder Linse führt auch bei einem völlig regulär gebauten Augapfel zu einer Ametropie, da die Brechkraft des dioptrischen Apparats in dieser Situation nicht auf die Länge des Augapfels abgestimmt ist.

Folgende Erscheinungsformen von Ametropien bzw. Fehlsichtigkeiten werden unterschieden:

Weiterführende Informationen

In der Augenheilkunde ist der Ausgangspunkt zur Bestimmung einer Ametropie bzw. Fehlsichtigkeit die Messung der sogenannten Refraktion: Die Refraktion ist die in Dioptrien angegebene Brechkraft einer Korrekturlinse, die dafür sorgt, dass im völlig entspannten (fernakkommodierten) Auge ein sehr weit entfernter Punkt scharf auf der Netzhaut abgebildet wird. Beträgt dieser Wert 0 Dioptrien, so ist keinerlei Korrekturlinse in Form einer Brille oder Kontaktlinse erforderlich. Das entsprechende Auge wird als rechtsichtig oder emmetrop bezeichnet. Weicht der Wert von 0 ab, gilt das Auge als ametrop. Eine Refraktion ungleich 0 ist dadurch bereits eine Abweichung, (Anomalie), weshalb das umgangssprachliche Synonym für Ametropie, die Refraktionsanomalie, eigentlich ein Pleonasmus ist.