Hilfsmittel, diverse: Unterschied zwischen den Versionen

(Unter einem (blinden- oder sehbehindertenspezifischen) Hilfsmittel wird jegliche Hard- oder Software verstanden, die Personen der Zielgruppe die Benutzung eines Informationstechnischen Systems und seiner Komponenten erleichtert oder gar erst ermöglicht)
 
(Hilfsmittel)
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Ein Kamerasystem stellt Schriftstücke (z.B. Briefe, Verträge, Bankauszüge, Anträge, Buchseiten, handschriftliche Notizen, etc.) mittels einer Kamera vergrößert auf einen Bildschirm dar. Die Vergrößerungsstufen können nach Bedarf eingestellt werden. Das Schriftstück wird dazu unter die Kamera gelegt. Ein [[Kreuztisch]] ist zum Ablegen des Schriftstückes hilfreich, dieser ist bei [[Bildschirmlesegeräten]] bereits eingebaut, bei Kameraystemen, bei denen die Kamera separat an einen Bildschirm angeschlossen wird, kann ein Kreuztisch optional verwendet werden.
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Auch für handschriftliche Tätigkeiten ist ein Kamerasystem geeignet (Ausfüllen von Anträgen, Notizen, Zeichnungen etc.) sowie für manuelle Detailarbeiten im handwerklichen Bereich  (Reparieren, Basteln oder im beruflichen Bereich Qualitätssicherung bei Produktherstellung etc.)
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Personen mit Sehbehinderung. Das langfristige Arbeiten an einem Kamerasystem im beruflichen Bereich setzt eine gewisse Belastungsfähigkeit der Augen (Beschwerdefreiheit) voraus. Häufig mit [[Augenerkrankungen]] einhergehende Belastungsbeschwerden sind Augenbrennen, Augenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, die u.a. durch Überbelastung und eingeschränkter Adaptionsfähigkeit hervorgerufen werden können.
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Ein starker Vergrößerungsbedarf erschwert die Übersicht eines Schriftstückes, da somit nur kleine Ausschnitte zu erkennen sind und sich die starke Bildbewegung oft augenermüdend auswirkt.
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Unterscheiden lassen sich kompakte Systeme mit integriertem Monitor, einer fest verbauten Kamera an der Rückseite des Monitors und befestigtem Kreuztisch, das sogenannte [[Bildschirmlesegerät]]. Aufgrund der Position der Kamera hinter dem Bildschirm ist der Monitor oft sehr nah, so dass ein Bildschirmlesegerät für Personen besser geeignet ist, die aufgrund einer Myopie eher einen verkürzten Leseabstand benötigen.
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Der Abstand zwischen Monitor und [[Kreuztisch]] ist meist gering, so dass handschriftliches Arbeiten erschwert ist. Ein klassisches Bildschirmlesegerät ist aufgrund der Kompaktheit für mobile Zwecke nicht geeignet, jedoch gibt es Modelle mit kleinerem Bildschirm und schwenkbarer Kamera, die auch für mobile Tätigkeiten (Ausbildung, Präsentationen etc.) einsetzbar sind. (z.B.  LVI)
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Ein flexibles Kamerasystem besteht aus einer Standkamera, die an einen PC-Monitor oder Laptop angeschlossen werden kann. Die Kamera ist oft schwenkbar und somit als Fernkamera einsetzbar (für Präsentationen, Ausbildung). Optional ist das System mit einem [[Kreuztisch]] zu kombinieren. Vorteil ist die Mobilität und Handlichkeit. Ein Kamerasystem eignet sich auch gut für handschriftliche Tätigkeiten. Der Monitor kann beliebig positioniert und ausgetauscht werden. Nachteil bei manchen leichtgewichtigen Kameramodellen sind eine erhöhte Empfindlichkeit der Bildstabilität.
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Sprachausgabe: Vorlesen eingescannter Schriftstücke,(Anbieter z.B. Optelec), keine Handschriften!
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Verbindung zum PC: Kamerabild am PC-Bildschirm einblenden oder einscannen, Arbeiten in Vollbild oder mit Bildschirmteilung möglich
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Kreuztisch bei Übertragung von Schriftstücken sinnvoll, da die Zeile besser gehalten werden kann
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Auswahlkriterien:
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Leichte Bedienbarkeit, Bedienelemente gut erkennbar
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für handschriftliche oder handwerkliche Tätigkeiten sind freie Kamerasysteme oft besser geeignet
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Für welche Tätigkeiten? Transportabilität notwendig? Fester Arbeitsplatz? Schreibtischgröße?
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Bildschirmgröße
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Lichtbedarf der Kamera (Blendempfindlichkeit)
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Kostenübernahme-Möglichkeiten
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Als privat genutztes Hilfsmittel: Zuständig Krankenkasse
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Breite Preisspanne von Standardgeräten mit Grundfunktionen bis zu Geräten mit mehr Funktionalität
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Übernahme der Kosten bis zu einem bestimmten Festbetrag, Zuzahlung für gewünschtes Modell möglich
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Bewilligungsgrundlage: Sehschärfe unter 10% oder bei Gesichtsfeldausfällen
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Als beruflich benötigtes Hilfsmittel: Zuständig Kostenträger (BA, DRV, BG)
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Aktuelles Anforderungsprofil des Arbeitsplatzes als Begründungsgrundlage

Version vom 9. April 2019, 10:08 Uhr

Hilfsmittel

Kamerasysteme

Bezeichnung des Hilfsmittels: Kamerasystem

Funktion Ein Kamerasystem stellt Schriftstücke (z.B. Briefe, Verträge, Bankauszüge, Anträge, Buchseiten, handschriftliche Notizen, etc.) mittels einer Kamera vergrößert auf einen Bildschirm dar. Die Vergrößerungsstufen können nach Bedarf eingestellt werden. Das Schriftstück wird dazu unter die Kamera gelegt. Ein Kreuztisch ist zum Ablegen des Schriftstückes hilfreich, dieser ist bei Bildschirmlesegeräten bereits eingebaut, bei Kameraystemen, bei denen die Kamera separat an einen Bildschirm angeschlossen wird, kann ein Kreuztisch optional verwendet werden.

Auch für handschriftliche Tätigkeiten ist ein Kamerasystem geeignet (Ausfüllen von Anträgen, Notizen, Zeichnungen etc.) sowie für manuelle Detailarbeiten im handwerklichen Bereich (Reparieren, Basteln oder im beruflichen Bereich Qualitätssicherung bei Produktherstellung etc.)

Personenkreis: Personen mit Sehbehinderung. Das langfristige Arbeiten an einem Kamerasystem im beruflichen Bereich setzt eine gewisse Belastungsfähigkeit der Augen (Beschwerdefreiheit) voraus. Häufig mit Augenerkrankungen einhergehende Belastungsbeschwerden sind Augenbrennen, Augenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, die u.a. durch Überbelastung und eingeschränkter Adaptionsfähigkeit hervorgerufen werden können. Ein starker Vergrößerungsbedarf erschwert die Übersicht eines Schriftstückes, da somit nur kleine Ausschnitte zu erkennen sind und sich die starke Bildbewegung oft augenermüdend auswirkt.


Ausführungen: Unterscheiden lassen sich kompakte Systeme mit integriertem Monitor, einer fest verbauten Kamera an der Rückseite des Monitors und befestigtem Kreuztisch, das sogenannte Bildschirmlesegerät. Aufgrund der Position der Kamera hinter dem Bildschirm ist der Monitor oft sehr nah, so dass ein Bildschirmlesegerät für Personen besser geeignet ist, die aufgrund einer Myopie eher einen verkürzten Leseabstand benötigen. Der Abstand zwischen Monitor und Kreuztisch ist meist gering, so dass handschriftliches Arbeiten erschwert ist. Ein klassisches Bildschirmlesegerät ist aufgrund der Kompaktheit für mobile Zwecke nicht geeignet, jedoch gibt es Modelle mit kleinerem Bildschirm und schwenkbarer Kamera, die auch für mobile Tätigkeiten (Ausbildung, Präsentationen etc.) einsetzbar sind. (z.B. LVI)

Ein flexibles Kamerasystem besteht aus einer Standkamera, die an einen PC-Monitor oder Laptop angeschlossen werden kann. Die Kamera ist oft schwenkbar und somit als Fernkamera einsetzbar (für Präsentationen, Ausbildung). Optional ist das System mit einem Kreuztisch zu kombinieren. Vorteil ist die Mobilität und Handlichkeit. Ein Kamerasystem eignet sich auch gut für handschriftliche Tätigkeiten. Der Monitor kann beliebig positioniert und ausgetauscht werden. Nachteil bei manchen leichtgewichtigen Kameramodellen sind eine erhöhte Empfindlichkeit der Bildstabilität.


Einstellungen/Funktionen:

Vergrößerung (unterschiedlicher Vergrößerungsbereich und Feineinstellung)

Autofokus (automatische Scharfeinstellung)

Farbeinstellungen/Invertierungen bewirken eine Kontrastverstärkung

Helligkeitseinstellung: Dimmfunktion bei Blendempfindlickeit

Linieneinblendung und Maskeneinstellung (Zeilen oder Spaltenabdeckung) zur besseren Fokussierung (horizontal und vertikal möglich)

Sprachausgabe: Vorlesen eingescannter Schriftstücke,(Anbieter z.B. Optelec), keine Handschriften!

Verbindung zum PC: Kamerabild am PC-Bildschirm einblenden oder einscannen, Arbeiten in Vollbild oder mit Bildschirmteilung möglich

Kreuztisch bei Übertragung von Schriftstücken sinnvoll, da die Zeile besser gehalten werden kann

Auswahlkriterien:

Leichte Bedienbarkeit, Bedienelemente gut erkennbar

ergonomische Kriterien

für handschriftliche oder handwerkliche Tätigkeiten sind freie Kamerasysteme oft besser geeignet

Für welche Tätigkeiten? Transportabilität notwendig? Fester Arbeitsplatz? Schreibtischgröße?

Bildschirmgröße

Lichtbedarf der Kamera (Blendempfindlichkeit)


Kostenübernahme-Möglichkeiten

Als privat genutztes Hilfsmittel: Zuständig Krankenkasse

Breite Preisspanne von Standardgeräten mit Grundfunktionen bis zu Geräten mit mehr Funktionalität Übernahme der Kosten bis zu einem bestimmten Festbetrag, Zuzahlung für gewünschtes Modell möglich Bewilligungsgrundlage: Sehschärfe unter 10% oder bei Gesichtsfeldausfällen

Als beruflich benötigtes Hilfsmittel: Zuständig Kostenträger (BA, DRV, BG) Aktuelles Anforderungsprofil des Arbeitsplatzes als Begründungsgrundlage