Katarakt (grauer Star)

Unter dem Begriff Katarakt (umgangssprachlich: „grauer Star“) werden verschiedene Formen von Trübungen der Augenlinse zusammengefasst, die zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens führen. Meist tritt die Erkrankung im höheren Lebensalter als Altersstar auf, es gibt aber auch angeborene Formen. Hautsymptome des grauen Stars sind ein fortschreitender Verlust der Sehschärfe, trüb-milchig-nebliger Seheindruck, verblassende Kontraste und Farben, Lichthöfe und andere Lichterscheinungen um Lichtquellen, erhöhte Blendungsempfindlichkeit, Doppelbilder sowie eine verlangsamte Anpassung der Augen an unterschiedliche Lichtverhältnisse (Adaptation). Durch Entfernen der getrübten natürlichen Linse, Einsetzen einer Kunstlinse und Verwendung von Brillen kann bei über 90 % der Patienten eine wesentliche Besserung der Sehleistung erreicht werden. Schlechter sind die Prognosen, wenn gleichzeitig mit dem grauen Star ein grüner Star, eine diabetische Retinopathie oder eine altersabhängige Makula-Degeneration vorliegen.

Dem weiblichen Geschlecht des lateinischen Fachworts „Cataracta“ folgend, heißt es im Deutschen „die Katarakt“.

Die Rolle der Linse beim Sehvorgang

Die Linse (Lens crystallina) gehört - neben der Hornhaut, dem Glaskörper und dem Kammerwasser zu den brechenden Medien des Auges. Diese sind dafür verantwortlich, dass Gegenstände weitgehend unabhängig von ihrer Entfernung scharf auf der Netzhaut abgebildet werden und somit auch scharf und im Detail gesehen werden können.

Die Linse sitzt in der Hinterkammer des Auges. Von außen einfallende Lichtstrahlen durchqueren zunächst die Hornhaut und die mit Kammerwasser angefüllte vordere Augenkammer. Diese ist nach hinten durch die Regenbogenhaut (Iris) begrenzt. In der Regenbogenhaut findet sich mit der Pupille eine größenverstellbare Öffnung zur hinteren Augenkammer, wo das Licht nach dem Durchtritt durch die Pupille auf die Linse trifft. Nach der Linse müssen die Lichtstrahlen noch den Glaskörper, eine fast vollständig aus Wasser bestehende gallertartige Masse, durchqueren, bevor sie in der Netzhaut an deren Hinterseite auf die lichtempfindlichen Sehzellen treffen.

Alle brechenden Medien des Auges müssen durchsichtig sein, damit überhaupt ein scharfes Bild auf der Netzhaut entstehen kann. Um Gegenstände in verschiedenen Entfernungen scharf abzubilden, muss das Auge zusätzlich seine Brechkraft verändern können - ein Vorgang, der als Akkommodation bezeichnet wird. Für diese aktive, situationsabhängige Brechkraftänderung ist ebenfalls die Linse verantwortlich, indem über einen ausgeklügelten Muskelapparat deren Form angepasst wird.

Ursachen und Formen der Katarakt

Die Linse besteht aus einer Linsenkapsel, der Linsenrinde und dem Linsenkern. Die Rinde ist auf natürliche Weise elastischer als der Kern. Da die Dicke der Linsenrinde im Laufe des Lebens ab- und der Durchmesser des Kerns zunimmt, büßt die Linse im Alter mehr und mehr an Flexibilität ein. Es kommt bei jedem Menschen zur Alterssichtigkeit, einer fortschreitenden Abnahme der Fähigkeit der Linse, ihre Brechkraft auf Nahsicht einzustellen.

Verschiedene Umstände gewährleisten, dass die Linse im Regelfall vollkommen durchsichtig ist: Keine Blutgefäße, keine Zellorganellen, Produktion transparenter Proteine (Krystalline). Verschiedene Lebensumstände (natürliche Alterungsprozesse, verstärkte Einwirkung von UV-Licht oder Wärmestrahlung, Rauchen, Diabetes Mellitus, Nebenwirkungen von Medikamenten, andere Augenerkrankungen) oder vorgeburtliche Faktoren (Rötelnerkrankung der Mutter) können jedoch zu einer Eintrübung der Linse führen.

Die verschiedenen Formen der Katarakt können nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt werden:

  1. Entstehungszeitpunkt: grauer Star von Geburt an (Cataracta congenita), Altersstar (Cataracta senilis),
  2. Entstehungsort in der Linse: Kapselstar, Rindenstar, Kernstar,
  3. Ursache: Grauer Star durch Diabetes Mellitus (Cataracta diabetica), grauer Star aufgrund von Verletzungen (Cataracta traumatica), grauer Star aufgrund einer anderen Augenerkrankung (Cataracta complicata).
  4. “Reife“ (Stadium):

Symptome und Verlauf

In erster Linie führt ein unbehandelter grauer Star aufgrund fortschreitender Linsentrübung zu einer stetigen Abnahme der Sehschärfe, so dass Details beim Anblicken von Gegenständen immer schlechter erkannt werden. Zusätzlich wird das Sehen immer verschwommener (milchiger, nebliger, trüber). Dabei wird vor Allem das Kontrastsehen mehr und mehr eingeschränkt. Gleichzeitig steigt die Blendungsempfindlichkeit, weil das Auge immer länger benötigt, sich wechselnden Lichtverhältnissen anzupassen (Adaptation). Weil die Lichtbrechung im Auge gestört ist, werden oft Lichthöfe um Lichtquellen gesehen. Auch treten immer wieder Doppelbilder auf, weil das räumliche Sehen durch die abnehmende Sehschärfe beeinträchtigt wird.

Unbehandelt schreitet die Katarakt so weit fort, dass lediglich noch eine Hell-Dunkel-Wahrnehmung verbleibt - nur in seltensten Fällen kommt es zur vollständigen Erblindung. In den Industrie-Nationen erreicht aufgrund der guten medizinischen Versorgung fast kein Katarakt-Patient diese Stadien. Eine Star-Operation wird spätestens dann empfohlen, wenn die Sehschärfe unter 0,3 sinkt. Weil die entsprechenden Eingriffe nur äußerst geringe Risiken bergen und in der Regel unkompliziert verlaufen, werden Sie oft schon in einem früheren Stadium des Sehverlusts von Augenärzten angeboten.

Nützliche Hilfsmittel und Arbeitstechniken

Unbehandelt ist die Katarakt eine fortschreitende Augenerkrankung. Die Verläufe sind von Person zu Person unterschiedlich. Solange das Sehvermögen den privaten und beruflichen Anforderungen standhält, kann mit einer Star-Operation gewartet werden. Um so wichtiger ist es, etwaige Empfohlene Hilfsmittel und Arbeitstechniken ebenfalls auf das aktuelle Sehvermögen - vor Allem Sehschärfe und Blendungsempfindlichkeit abzustimmen. Dies bedeutet auch, Sehhilfenanpassungen und Hilfsmittelberatungen nach einer Veränderung des Sehstatus oder des Tätigkeitsprofils unbedingt zu wiederholen. Die folgenden Aussagen sind deshalb nur als allgemeine Leitsätze zu verstehen und ersetzen in keinem Fall eine individuelle Low Vision- oder EDV-Beratung:

  • Besonders wichtig ist ein kontrastreichgestaltetes, blendungsfreies Arbeitsumfeld. Dies kann durch indirekte Beleuchtung, besondere Lichtschutzvorrichtungen an Fenstern und besonderen Kontrast zwischen dem eigentlichen Arbeitsmittel und seiner Unterlage, sowie einem nicht spiegelnden Computermonitor gewährleistet werden.
  • Die herabgesetzte Sehschärfe geht mit einem geringen bis mittelgradigen Vergrößerungsbedarf einher. Dieser kann einerseits durch Schriftvergrößerung am PC (oft mit Mitteln des Betriebssystems ohne Notwendigkeit einer speziellen Vergrößerungssoftware) erreicht werden.

Behandlung

Die Star-Operation ist die einzige Behandlungsmöglichkeit eines grauen Stars. Die verschiedenen Operationsmethoden sind allesamt nebenwirkungsarm und werden zu über 80 % ambulant und lediglich unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Zunächst wird die Linsenkapsel eröffnet, der harte Linsenkern verflüssigt (Phakoemulsifikation) und mitsamt der weichen Rinde abgesaugt. Schließlich wird eine Kunstlinse in die leere Linsenkapsel eingebracht. Dabei kommen entweder harte Akrylglaslinsen oder flexible Silikonlinsen zum Einsatz. Silikonlinsen können zusammengerollt in den Kapselsack eingebracht werden, um sich erst dort zu entfalten. Dabei ist ein wesentlich kleinerer Schnitt erforderlich als bei Verwendung einer Akrylglaslinse. Stellt sich im Operationsverlauf heraus, dass auch die Linsenkapsel entfernt werden muss oder gelingt die Befestigung einer Kunstlinse nicht, kann trotzdem meist erfolgreich eine Linse vor der Linsenkapsel in der Hinterkammer oder eine Vorderkammerlinse eingesetzt werden.

Die fest im Auge verbleibenden (intraokularen) Kunstlinsen haben in der Regel eine festgelegte Brechkraft. Der Patient muss sich deshalb vor der Operation entscheiden, ob er eine schwächer brechende Linse zur Fernsicht erhalten möchte und für das Nahsehen auf eine Brille angewiesen sein wird oder ob er eine stärker brechende Linse bevorzugt, dann aber eine Fernbrille benötigt. Wird eine mittlere Brechkraft gewählt, kann eine Gleitsichtbrille zum Einsatz kommen.

In etwa 4 % aller Fälle bildet sich infolge der Operation ein sogenannter Nachstar. Dabei kommt es zu einer Bindegewebsvermehrung im hinteren Teil der Linsenkapsel. Hierdurch wird die Sicht erneut eingetrübt. Ein Nachstar kann in aller Regel erfolgreich mit einer erneuten Laserbehandlung beseitigt werden.

Für die endgültige Anpassung der nach der Star-Operation erforderlichen Brillen muss in der Regel der Heilungsprozess abgewartet werden, der etliche Wochen betragen kann. Die neue Kunstlinse ist sehr viel lichtdurchlässiger als die natürliche getrübte Linse. Viele Betroffene machen - zumindest in der ersten Phase nach der Operation - Gebrauch von Sonnenbrillen.

Zahlen und Fakten

Im Alter zwischen 65 und 74 Jahren sind in Deutschland etwa 14 % der Männer und 23,5 % der Frauen von einem grauen Star betroffen. Jenseits der 80 steigen diese Zahlen auf 38 % bzw. 50 %. In Deutschland werden pro Jahr etwa 650 000 Star-Operationen durchgeführt, wodurch sie zu den am Häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffen zählen. Weltweit sind es mehr als 100 Millionen!

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