Uveitis

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Unter Uveitis versteht man verschiedene Entzündungsformen im Auge, bei denen die Gefäßhaut (Uvea) beteiligt ist. Die Uvea (anatomisch auch als mittlere Augenhaut bezeichnet) besteht aus der Regenbogenhaut (Iris), der Aderhaut (Choroidea) sowie dem Strahlenkörper (Corpus Ciliare). Je nach Entzündungsort werden eine vordere, eine mittlere und eine hintere Uveitis unterschieden. Die Uveitis kann akut oder chronisch auftreten. Bei der akuten Form sind eventuell auftretende Sehbeeinträchtigungen in der Regel vorübergehend. Eine chronische Uveitis, die nicht selten auch erst nach Monaten oder Jahren diagnostiziert wird, kann zu zahlreichen Komplikationen führen, die das Sehvermögen dauerhaft mindern. Als Beispiele können Linsentrübung = Katarakt (grauer Star), Verklebungen von Regenbogenhaut und Linse (hintere Synechien), Glaukom (grüner Star), Absterben der Zellen des Strahlenkörpers, Flüssigkeitseinlagerungen in der Netzhautmitte (Makula-Ödem) oder Netzhaut-Ablösung genannt werden. Als Ursache einer Uveitis kommen Infektionen, andere entzündliche Erkrankungen wie Rheuma oder Autoimmunerkrankungen in Frage.

Ursachen

Etwa bei 40 % aller Uveitis-Fälle (Uveitiden) ist die Ursache unbekannt. Als Auslöser einer Uveitis kommen Zahlreiche Ursachen in Frage:

  • Infektionen mit Viren (Herpes, Rötel-Virus, Gürtelrose, Cytomegalie-Virus, HIV), mit Bakterien (Borreliose, Tuberkulose, Syphilis), mit Parasiten (Toxoplasmose) oder mit Pilzen;
  • Folge einer anderen entzündlichen Erkrankung, z. B. der Gelenke (Rheuma, Arthritis, Morbus Bechterew), des Darms (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), der Gefäße oder der Nieren;
  • Folge einer Autoimmunerkrankung.

Formen und Verläufe

  • Regenbogenhaut und Strahlenkörper bilden den vorderen Teil der mittleren Augenhaut. Ist mindestens eine dieser beiden Strukturen von einer Entzündung betroffen, spricht man deshalb von einer vorderen Uveitis. Jenachdem, ob nur die Regenbogenhaut, nur der Strahlenkörper oder beide entzündet sind, wird in der Fachsprache zwischen Iritis, Zyklitis und Iridozyklitis unterschieden.
  • Bei der mittleren Uveitis sind die hinteren Anteile des Strahlenkörpers, der Glaskörper, die Linse sowie die vorderen seitlichen Teile der Netzhaut betroffen.
  • Bei der hinteren Uveitis (Uveitis posterior) sind entweder die hinter der Netzhaut liegende Aderhaut (Choroidea), die Netzhaut (Retina) selbst oder beide Strukturen entzündet. Entsprechend wird in der Fachsprache zwischen Choroiditis, Retinitis, Chorioretinitis (Aderhaut stärker betroffen als die Netzhaut) und Retinochoroiditis (Netzhaut stärker betroffen als die Aderhaut) unterschieden.
  • Betrifft die Entzündung sämtliche Abschnitte der mittleren Augenhaut, wird von einer Panuveitis gesprochen.

Eine Uveitis kann plötzlich oder langsam beginnen. Hält sie länger als drei Monate an, gilt sie als chronisch.

Symptome und Auswirkungen auf das Sehvermögen

  • Eine vordere Uveitis wird im Rahmen einer Augenuntersuchung häufig an weißlichen Eiweißhaltigen Ablagerungen auf der Innenseite der Hornhaut erkannt. Tritt sie akut auf, geht sie oft mit stark geröteten, tränenden und schmerzenden Augen einher. Patienten berichten, dass sie „Schleier“ sehen und außerordentlich Licht- und blendungsempfindlich sind.
  • Eine mittlere Uveitis beginnt und verläuft meist schleichend, mitunter auch vollkommen symptomfrei. Auswirkungen auf das Sehvermögen können ein leichtes Verschwommen-Sehen oder vermehrte Wahrnehmung von Schlieren, Flocken und wolkigen Trübungen sein. Suchen die Patienten infolge dieser Beeinträchtigungen des Sehvermögens einen Augenarzt auf, findet sich eine hohe Konzentration von Entzündungszellen im Glaskörper. Ballen sich die Entzündungszellen im Glaskörperraum zusammen, spricht man von schneeballartigen Veränderungen (Snowballs). Begleitend können hierbei eine Entzündung der Netzhautgefäße (Begleitvaskulitis), ein Makula-Ödem und ein Ödem des Sehnervenkopfes auftreten.
  • Auch die hintere Uveitis kann schleichend verlaufen. Symptome wie Netzhaut- und Aderhaut-Narben oder eine Netzhaut-Ablösung können auftreten und zu massiven Beeinträchtigungen des Sehvermögens führen.

Nützliche Hilfsmittel und Arbeitstechniken

Intensität und Verlauf einer Uveitis sind von Person zu Person äußerst unterschiedlich. Deshalb darf sich die Empfehlung sehbehinderten- bzw. blindenspezifischer Hilfsmittel und Arbeitstechniken nicht am Krankheitsbegriff allein orientieren. Vielmehr müssen Hilfsmittel und Arbeitstechniken auf das aktuelle Sehvermögen - vor Allem Sehschärfe und Gesichtsfeld - sowie die individuellen Anforderungen am Arbeitsplatz zugeschnitten sein. Dies bedeutet, dass Sehhilfenanpassungen und Hilfsmittelberatungen nach einer Veränderung des Sehstatus oder des Tätigkeitsprofils unbedingt wiederholt werden sollten. Die folgenden Aussagen sind deshalb nur als allgemeine Leitsätze zu verstehen und ersetzen in keinem Fall eine individuelle Low Vision- oder EDV-Beratung:

Behandlung

  • Eine vordere Uveitis wird hauptsächlich mit antientzündlichen Augentropfen und Salben behandelt. Bei einer von bakterien verursachten Entzündung der Uvea werden Augentropfen mit Antibiotikazusatz verwendet. Damit die Regenbogenhaut nicht mit der Vorderfläche der Linse verklebt, müssen teilweise pupillenerweiternde Augentropfen gegeben werden. Manchmal kommen auch kortisonhaltige Augentropfen zum Einsatz. Kortisonhaltige Medikamente werden gelegentlich auch unter örtlicher Betäubung neben oder in den Augapfel gespritzt.

Ist die Uveitis Folge einer rheumatischen oder entzündlichen Erkrankung, muss diese Erkrankung gleichzeitig behandelt werden.

Zahlen und Fakten

Weltweit stellen die Uveitiden (die verschiedenen Formen der Uveitis) die dritthäufigste Erblindungsursache dar. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 10.000 Menschen an Uveitis. 60 % der Fälle gehen auf andere - meist entzündliche - Erkrankungen zurück, in 40 % der Fälle handelt es sich um eine primäre Uveitis.

Weiterführende Informationen

Selbsthilfeorganisationen

Filme und Simulationen

  • Uveitis - anspruchsvolles, englischsprachiges Video aus der „Mehical Review Series“ von Dr. Paul Bolin

Broschüren