Glaukom (grüner Star)

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Das Glaukom (im Volksmund: Grüner Star genannt) bezeichnet verschiedene Formen fortschreitender Augenerkrankungen, bei denen entweder der Kopf des Sehnervs geschädigt ist oder bei denen es zu Gesichtsfeldausfällen kommt, die üblicherweise bei einer Erkrankung des Sehnervenkopfes auftreten. Unbehandelt kann ein Glaukom über tendentiell von außen nach innen zunehmende Gesichtsfeldausfälle bis zur Erblindung führen. Ein erhöhter Augeninnendruck ist zwar die bekannteste und häufigste, nicht aber die einzig mögliche Ursache eines Glaukoms. Augenmediziner bezeichnen das Glaukom als „tückisch“, weil es keine Schmerzen verursacht und die anfänglichen Gesichtsfeldeinschränkungen nicht auffallen, da sie vom Gehirn „weggerechnet“ werden. Suchen Betroffene infolge merklicher Gesichtsfeldausfälle den Augenarzt auf, ist meist bereits ein Großteil des Sehnervenkopfes unwiderbringlich geschädigt. Auch wenn ein Glaukom bei einem normgerechten Augendruck entstanden ist: Die Therapie der Wahl ist in jedem Fall die Senkung des Augendrucks. Risikofaktoren für ein Glaukom sind ein Alter ab etwa 45 Jahren, Glaukomerkrankungen im familiären Umfeld, hohe Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, schwarze Hautfarbe, chronisch erniedrigter Blutdruck und die Einnahme cortisonhaltiger Präparate.

Kurzgefasste Augenanatomie

Im Folgenden werden nur die für das Verständnis des Glaukoms bedeutsamsten Strukturen des Auges beschrieben.

Das Auge besitzt zwei natürliche Hohlräume: Die Vorderkammer und die Hinterkammer. Die Vorderkammer ist nach vorne von der Hornhaut, nach hinten von der Regenbogenhaut (Iris) begrenzt. Die Hinterkammer ist der Raum zwischen Regenbogenhaut und Netzhaut, der u. A. die Linse beherrbergt. Zwischen Linse und Netzhaut sitzt der Glaskörper, eine klare, gelartige Masse. Sie verleiht der Hinterkammer räumliche Stabilität. Die räumliche Stabilität der Vorderkammer wird vom Druck des sogenannten Kammerwassers entscheidend mitbestimmt. Kammerwasser befindet sich aus zwei Gründen jedoch auch in der hinteren Augenkammer: Erstens wird es dort gebildet, zweitens versorgt es - neben der Hornhaut der Vorderkammer - auch die Linse in der Hinterkammer mit Nährstoffen. Die Regenbogenhaut als „Trennwand“ zwischen vorderer und hinterer Augenkammer besitzt mit der Pupille aus zwei Gründen eine größenverstellbare natürliche Öffnung:

  • Damit das Licht die hintere Augenkammer erreicht, wo Linse und Netzhaut liegen,
  • damit das Kammerwasser zirkulieren kann, denn es wird in der Hinterkammer gebildet und fließt über Strukturen der vorderen Augenkammer ab. Der Abfluss erfolgt über den Kammerwinkel, dem Winkel zwischen Hornhaut und Regenbogenhaut. Dabei sickert das Kammerwasser zunächst durch die Spalträume des Trabekelwerks, das einem Sieb vergleichbar ist. Dann fließt es über den Schlemm'schen Kanal ab und gelangt über ein Geflecht von Venen in der Lederhaut wieder zurück in den Blutkreislauf.

Produktion und Abfluss des Kammerwassers halten sich im Normalfall die Waage. Dadurch entsteht ein normgerechter Augeninnendruck. Wie der Blutdruck, so wird auch der Augeninnendruck in „Millimeter Quecksilbersäule“ (mm/Hg) gemessen. Der normgerechte Augeninnendruck beträgt 15 mm/HG, wobei Schwankungen zwischen 10 mm/HG und 25 mm/Hg je nach körperlicher Aktivität beobachtet werden.

Auf der lichtabgewandten Seite der Netzhaut - ihrem sogenannten „hinteren“ oder „unteren“ Teil - sitzen lichtempfindliche Sinneszellen, die Lichtenergie in elektrische Sinnesinformation umwandeln. Von den Lichtsinneszellen wird - vereinfacht gesagt - diese elektrische Information auf Nervenzellen überspielt, die den Sinnesreiz zum Gehirn transportieren, damit dort die eigentliche Lichtwahrnehmung entsteht. Diese „Leitung zum Gehirn“ ist der Sehnerv. Seinen Anfang nimmt er im Auge im vorderen Teil der Netzhaut, wo Bündel von Nervenzellen den Sehnervenkopf (die Papille) bilden.

Ursachen

  • Überproduktion, verminderter Abfluss oder auch die gestörte Zirkulation des Kammerwassers kann zu dauerhaft erhöhtem Augeninnendruck führen. Dadurch werden die empfindlichen Strukturen des Sehnervenkopfes mehr und mehr geschädigt, so dass immer weniger Sinnesreize zum Gehirn transportiert werden. Fortschreitende Gesichtsfeldausfälle sind die Folge.
  • Für ein Glaukom bei normalem Augendruck gibt es zwei mögliche Ursachen:
    • Der Sehnervenkanal hat einen zu geringen Durchmesser. Schon bei normalem Augendruck werden die Sehnervenfasern gequetscht.
    • Die Blutversorgung des Auges ist gestört.

Formen und Verläufe

Wie bei vielen anderen Erkrankungen, so werden auch beim Glaukom primäre und sekundäre Formen unterschieden. Primärglaukome lassen sich nicht auf weitere Krankheitsursachen zurückführen, während Sekundärglaukome als folge anderer Augenkrankheiten entstehen. Mit Ausnahme des aktuen Winkelblockglaukoms ist der grüne Star eine über Jahrzehnte hin fortschreitende Erkrankung, die lange unentdeckt und somit unglücklicherweise unbehandelt bleibt.

  • Das Offenwinkelglaukom (Weitwinkelglaukom) macht 60 bis 90 % der Fälle aus. Dabei ist der Abfluss des Kammerwassers im Kammerwinkel behindert. Der Kammerwinkel hat zwar eine normale Weite, aber die Funktion des Trabekelwerks ist gestört. Sich anstauendes Kammerwasser lässt den Augendruck ansteigen.
  • Auch beim Engwinkelglaukom (Winkelblockglaukom), das etwa 5 % der Fälle ausmacht, ist der Augeninnendruck durch eine Abfluss-Störung des Kammerwassers erhöht. Im Gegensatz zum Weitwinkelglaukom ist jedoch der Kammerwinkel verengt oder gar ganz geschlossen.
  • Als Ursache des Normaldruckglaukoms kann eine mangelnde Blutversorgung des Sehnervs gelten.

Symptome und Auswirkungen auf das Sehvermögen

Die ersten glaukombedingten Gesichtsfeldausfälle betreffen typischerweise weder den Rand noch das zentrum des Gesichtsfeldes. Sie bleiben über einen langen Zeitraum unbemerkt, weil das Gehirn die Stellen der Gesichtsfeldausfälle mit plausiblen Informationen ausfüllt - genauso wie es dies mit dem natürlichen „blinden Fleck“ tut. Erst bei häufigeren Zusammenstößen oder (Beinahe)unfällen im Straßenverkehr wird den Patienten bewusst, dass sie in bestimmten Bereichen ihres Gesichtsfelds Ausfälle haben. Dieser Prozess betrifft in der Regel zunächst das äußere Gesichtsfeld. Unbehandelt engt sich das Gesichtsfeld von außen nach innen zum sogenannten Tunnel- oder Flintenröhrenblick ein - ein Sehstatus, wie er auch bei vielen Formen der Retinitis Pigmentosa (RP) vorkommt. Das orientierende Sehen ist stärker beeinträchtigt als das erkennende Detailsehen. Blendempfindlichkeit, Nachtblindheit und Schwierigkeiten bei der hell-dunkel-Anpassung des Auges stellen sich zusätzlich ein. Schreitet die zugrundeliegende Sehnervschädigung weiter fort, fällt auch das zentrale Sehen aus, was zur vollständigen Erblindung führt.

Nützliche Hilfsmittel

Behandlung

  • medikamentöse Augeninnendrucksenkung mittels Augentropfen und/oder Tabletten
  • Augendrucksenkung per Laserbehandlung:
    • Die Trabekuloplastie dient der Verbesserung des Abflusses von Kammerwasser. Dabei werden durch teilweise Verödung des Kammerwinkel-Gewebes die Poren des Trabekelwerks vergrößert
    • die Iridektomie zielt auf eine verbesserte Kammerwasserzirkulation: Mit dem Laser wird neben der Pupille eine zweite Öffnung in der Regenbogenhaut geschaffen
    • eine selten angewandte ... reduziert die Kammerwasserproduktion, indem mit dem Laser der Ziliarkörper teilweise zerstört wird.
  • operative Augendrucksenkung: Die am Häufigsten durchgeführte Operation ist die Trabekulektomie. DerKammerwassers fördert.

Zahlen und Fakten

Weltweit ist das Glaukom die zweithäufigste, in Deutschland die dritthäufigste Erblindungsursache (nach der Altersabhängigen Makula-Degeneration und der diabetischen Retinopathie). Die Gesamtzahl der Glaukomerkrankungen wird in Deutschland auf 800 000 bis eine Million geschätzt. Das Glaukomrisiko steigt bereits im mittleren Lebensalter an: Etwa 2% aller 40Jährigen sind betroffen. aber bereits 7% der über 90jährigen sind von Glaukom betroffen.

Weiterführende Informationen

Augenheilkundliches Hintergrundwissen

Selbsthilfeorganisationen

Filme

Brailleliga - Ligue Braille

Broschüren