Altersabhängige Makula-Degeneration

Die Altersabhängige - oder auch altersbedingte - Makula-Degeneration (AMD) ist eine andauernde (chronische) Netzhauterkrankung. In ihrem fortschreitenden (progredienten) Verlauf wird das „erkennende“ Sehen in der Mitte des Gesichtsfelds durch einen Verlust an Sehschärfe mehr und mehr beeinträchtigt. Die Betroffenen verlieren nach und nach u. A. die Fähigkeit, Geschriebenes, Gesichter und Objekte scharf zu sehen und zu erkennen. Die Bezeichnung „Altersabhängige Makula Degeneration“ bringt zum Ausdruck, dass durch die Krankheit die lichtverarbeitenden Sinneszellen an der Stelle des schärfsten Sehens, der Makula, von Schädigung und Untergang (Degeneration) betroffen sind und dass die Erkrankung vorwiegend jenseits des fünfzigsten Lebensjahres auftritt und somit als altersabhängig gilt. Neben der AMD gibt es zahlreiche weitere Formen der Makula-Degeneration, so beispielsweise die Juvenile Makula-Dystrophie. Die AMD ist derzeit nicht heilbar, da noch kein Verfahren bekannt ist, abgestorbene Lichtsinneszellen durch Neue zu ersetzen. Die sogenannte „feuchte“ Form der AMD lässt sich jedoch behandeln, wodurch in frühen Krankheitsstadien unter Umständen eine vorübergehende Verbesserung der Sehfähigkeit erreicht und allgemein das Fortschreiten der Sehverschlechterung verzögert werden kann. Für das Auftreten einer AMD spielen neben dem Alter genetische Faktoren, Umweltbedingungen und der Lebensstil (vor Allem das Rauchen) eine Rolle.

Ursachen

Nicht nur der gesamte Organismus, sondern jede einzelne Körperzelle hat einen Stoffwechsel. Für die Aufrechterhaltung des Stoffwechsels der lichtempfindlichen Sinneszellen der Netzhaut, der sogenannten Photorezeptoren, ist das Funktionieren der drei folgenden Unterstützungsstrukturen Grundvoraussetzung:

  • Retinales Pigmentepithel (RPE): Eine Schicht dunkel gefärbter (pigmentierter) Zellen; sie liegt direkt hinter den Lichtsinneszellen und bildet die hintere Außenseite der Netzhaut. Das RPE regelt den Abtransport der Abfallprodukte des Sehzell-Stoffwechsels;
  • Aderhaut: Sie liegt noch hinter der Netzhaut und versorgt die Lichtsinneszellen mit Nährstoffen;
  • Bruch'sche Membran: Sie bildet die Trennschicht zwischen RPE und Aderhaut.

Funktioniert die „Müllbeseitigung“ des RPE nicht mehr, lagern sich die Abbauprodukte der Lichtsinneszellen dort ab. Dadurch werden sie nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt, was zu ihrer Schädigung und schließlich zu ihrem Absterben führt.

Formen und Verläufe

Das Frühstadium der AMD führt noch zu keiner wahrnehmbaren Sehverschlechterung. Nur der Augenarzt erkennt die Erkrankung anhand der sogenannten Drusen. Anschaulich gesprochen sind dies „Müllhalden“ von Stoffwechselabfällen der Sehzellen, die sich unterhalb der Netzhaut ablagern.
Im weiteren Krankheitsverlauf sind die „trockene“ und die „feuchte“ Form der AMD zu unterscheiden:

  • Bei der weitaus häufiger vorkommenden trockenen Form führt die Stoffwechselstörung der Makula zum Absterben von Sehzellen - zunächst in verschiedenen eng umgrenzten Regionen. Dadurch entstehen viele kleinere Ausfälle des mittig gelegenen (zentralen) Gesichtsfelds. Werden die geschädigten Stellen immer zahlreicher und größer, fällt schließlich das gesamte zentrale Gesichtsfeld aus, wodurch „erkennendes“ Sehen kaum mehr möglich ist.
  • bei etwa 10-15% der Patient*innen überlagert sich der trockenen Form der AMD die sogenannte feuchte Form. Dabei bildet die Aderhaut als Reaktion auf den gestörten Makula-Stoffwechsel neue Blutgefäße aus. Im Gegensatz zu den dort von Natur aus vorkommenden Gefäßen sind die Neuen allerdings porös, wodurch Gewebsflüssigkeit und Blut aus ihnen austritt. Dies führt zu Entzündungen, Blutungen und Narbenbildung hinter und in der Netzhaut. Ohne Behandlung schreitet deshalb der Sehverlust bei der feuchten Form schneller voran als bei der Trockenen.

Die Rolle der Makula beim Sehvorgang

Die Makula („gelber Fleck“) ist der Bereich des schärfsten Sehens und bildet den in der Mitte (zentral) gelegenen Bereich der Netzhaut. Zu den Randbereichen (der Peripherie) der Netzhaut hin nimmt die natürliche Sehschärfe des Auges ab. Die Leistungsfähigkeit der Netzhaut hängt von zwei Faktoren ab:

  1. Wie viele Sehzellen in der betrachteten Netzhautregion vorhanden sind: Je höher die Sehzellendichte, um so schärfer das Sehen.
  2. Welche Art von Sehzellen in der betrachteten Netzhautregion vorhanden sind: Der Mensch verfügt über die beiden Sehzell-Typen Zapfen und Stäbchen. Während die Zapfen vor Allem für das Sehen von Farben und Details zuständig sind, vermitteln die Stäbchen die Wahrnehmung von Bewegung und Kontrast.

In der Makula ist einerseits von allen Netzhautstellen die Sehzellendichte am Höchsten, andererseits befinden sich dort fast ausschließlich die für das Detail- und Farbsehen verantwortlichen Zapfen.
Beim Anschauen eines Objekts wird das Auge so bewegt, dass das Bild des fixierten Gegenstands direkt in die Makula fällt und so schnellstmöglich erkannt werden kann. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Makula für das „erkennende Sehen“, die Netzhaut-Peripherie für das „Orientierungssehen“ zuständig ist.

Auswirkungen auf das Sehvermögen

Wie bei allen anderen Augenerkankungen gilt: Die Auswirkungen auf das Sehvermögen sind von Mensch zu Mensch verschieden und abhängig von Schwere, Form und Verlauf. Folgende funktionelle Sehbeeinträchtigungen sind für die AMD charakteristisch:

  • Zu den ersten Anzeichen gehört, dass gerade Linien und rechtwinklige kreuz- und gitterartige Strukturen wie etwa die Kacheln einer Wand verzerrt bzw. wellig erscheinen.
  • Kommt es zu ersten eng umgrenzten Gesichtsfeldausfällen, „flimmern“ details betrachteter Gegenstände oder „verschwimmen“ bzw. „verschwinden“ für kurze Zeit und „tauchen dann wieder auf“. In diesem Stadium werden erste Einschränkungen beim Lesen und Autofahren bemerkt.
  • Blendempfindlichkeit: Mit fortschreitender AMD büßt das Auge mehr und mehr Sehzellen vom Typ der farbtüchtigen Zapfen ein. Die verbleibenden Stäbchen sind um ein vielfaches lichtempfindlicher als die Zapfen und werden vor Allem bei hellem Sonnenschein und Gegenlicht regelmäßig überreizt - eine betroffene Person fühlt sich geblendet.
  • Mit abnehmender Sehschärfe werden nicht nur Gegenstände zunehmend schlechter gesehen, sondern auch Gesichter und Silhouetten von Personen nicht mehr erkannt, während gleichzeitig die räumliche Orientierung noch problemlos möglich ist und die Betroffenen sich ohne Hilfsmittel wie Blindenlangstock oder Führhund bewegen. Für Mitmenschen ist die vorhandene Seheinschränkung deshalb oft nicht sichtbar. Bei Begegnungen erkennen die Betroffenen Arbeitskollegen und Bekannte häufig nicht und gehen deshalb grußlos an ihnen vorüber oder erwidern Freundschaftsgesten nicht. Entsprechend gelten sie dann zu unrecht als schusselig, Arrogant oder unfreundlich. Missverständnisse und zunehmende soziale Isolation könnnen die Folge sein.
  • Hat die AMD das komplette zentrale Gesichtsfeld erfasst, verschwinden für die Betroffenen kleinere Gegenstände, sobald sie sie auf die gewohnte Art anblicken. Um Dinge nach Möglichkeit noch erkennen zu können, müssen die Betroffenen „an ihnen vorbeischauen“, damit das Abbild auf die Randbereiche der Netzhaut fällt. Im Vis-a-Vis-Kontakt kann dies von den Gesprächspartnern als „schief angucken“ fehlgedeutet werden und ebenfalls zu negativen sozialen Konsequenzen führen.

Zahlen und Fakten

Die AMD ist die häufigste Ursache für massiven Sehverlust in den Industrieländern. In Deutschland gibt es schätzungsweise 3,5 Mio. Betroffene mit steigender Tendenz aufgrund der immer höheren durchschnittlichen Lebenserwartung. Die Wahrscheinlichkeit, an AMD zu erkranken, wächst mit dem Alter an: 75Jährige tragen ein 30-prozentiges Erkrankungsrisiko und 8 % aller Personen dieses Alters haben eine massive Sehbeeinträchtigung durch AMD erfahren.

Behandlung

Nur die feuchte Form der AMD lässt sich therapieren. Dabei werden nach genau festgelegten Behandlungsplänen Medikamente in den Augapfel gespritzt, die die krankhafte Gefäßneubildung verhindern.

Weiterführende Informationen

Augenheilkundliches Hintergrundwissen

Mehr über Aufbau (Anatomie) und Funktion (Physiologie) der bei der AMD betroffenen Bestandteile des Auges, erhalten Sie in der deutschsprachigen Wikipedia unter den Stichworten (in alfabetischer Reihenfolge):

Selbsthilfeorganisationen

  • Das AMD-Netz ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, die Lebensqualität von Menschen mit einer altersabhängigen Makula-Degeneration zu verbessern.
  • Die AMD Alliance International ist eine internationale Organisation speziell für die Altersabhängige Makula-Degeneration.
  • PRO RETINA Deutschland e. V. ist eine Selbsthilfevereinigung von Menschen mit verschiedensten Formen von Netzhaut-Degenerationen.

Filme

Broschüren