Umgang und Kommunikation mit blinden und sehbehinderten Menschen

Titelblatt der Broschüre


Sie sind bisher noch keiner blinden oder schwer sehbehinderten Person begegnet? Die Situation ist sicherlich ungewohnt und wirft viele Fragen auf:


Wo und wann braucht der blinde Mensch Hilfe?

Es ist nicht immer leicht zu erkennen, ob und wo der blinde Mensch Hilfe braucht. Manch einer ist so unsicher, dass er es nicht wagt, Hilfe anzubieten, andere sind so eilfertig, dass sie Ihre Hilfe geradezu aufdrängen. Wie macht man es richtig? Am besten halten Sie sich an folgende Regel: Fragen Sie einen blinden Menschen, ob Sie ihm helfen können, bevor Sie etwas für ihn tun – aus Respekt vor ihm und seiner persönlichen Freiheit.


Wie zeige ich einen Sitzplatz?

Ohne Ihre Hilfe kann der blinde Besucher den Stuhl, den Sie ihm anbieten, sicher nicht finden. Aber Vorsicht: Manchmal bemühen sich eine, zwei oder mehrere Personen gleichzeitig um Hilfe. Die blinde person wird gedreht, geschoben, an einem oder beiden Armen gehalten und schließlich auf einen Sitz gedrückt. Besser ist, Sie legen die Hand des blinden Menschen auf die Rückenlehne und sagen: „Hier ist ein Sitz, dies ist seine Rückenlehne“, und er wird sofort erfassen, wo der Sitz ist, und ohne Schwierigkeiten darauf Platz nehmen. Oder Sie legen die Hand der blinden Person auf die Armlehne des Sitzes und sagen: „Die Sitzgelegenheit ist rechts von Ihnen.“ Mit einer Tastbewegung wird sie sich rasch mit dem angebotenen Sitz vertraut machen.


Wie führe ich richtig?

Am besten ist es, wenn Sie Ihren Arm zum Festhalten anbieten. Nehmen Sie bitte niemals einen blinden Menschen an seinem Arm, um ihn schiebend oder ziehend fortzubewegen. Damit würde ihm das Gefühl der Sicherheit genommen. Zudem erübrigt es sich dann zu sagen: „Nun gehen wir nach links.“ Der blinde Mensch spürt die Bewegung und folgt automatisch. Beim Gehen durch eine Tür oder eine enge Stelle geht der Führende immer voraus. Er hält die blinde Person mit dem Arm, den er ihr gereicht hat, leicht etwas nach hinten. Beim Hinauf- oder Hinuntersteigen einer Treppe oder eines Gehsteiges genügt es zu sagen, dass es hinauf- oder hinuntergeht. Gehen Sie mit einem blinden Mitmenschen Treppen hinauf oder hinunter, sagen Sie einfach: „Achtung, Stufe aufwärts oder abwärts“, und dann gehen Sie gemeinsam hinauf oder hinunter. Für einige blinde Menschen ist es angenehm, sich mit der freien Hand am Treppengeländer festhalten zu können. Fragen Sie kurz, ob dies gewünscht wird. Dann sagen Sie einfach: „Das Geländer ist rechts von Ihnen".


Darf ich die Sehbeeinträchtigung ansprechen?

Im Gespräch mit einem blinden Menschen wagen es viele Leute nicht, Wörter wie „sehen“, „betrachten“ oder „blind“ zu gebrauchen. Wenn sie irrtümlich doch das Wort „sehen“ gebrauchen, kann es geschehen, dass sie die Fassung verlieren und sich entschuldigen. Das muss nicht sein. Auch blinde Menschen wenden diese Wörter gan znormal an. Sie können deshalb ohne jede Hemmung einen blinden Menschen fragen: „Wollen Sie sich das ansehen?“, während Sie ihm den Gegenstand in die Hand geben, z. B. eine Flasche, ein Kleidungsstück oder etwas anderes. Gebrauchen Sie ohne Scheu das Wort „blind“ oder „Blindheit“, wenn es sich im Gespräch so ergibt.


Wann und wie muss ich Dinge beschreiben?

Viele Leute glauben, dauernd reden zu müssen, wenn sie einen blinden Menschen begleiten. Sie denken: „Spreche ich nicht, weiß er nicht, ob ich noch da bin“ oder „Er hat sonst nichts, womit er sich beschäftigen könnte.“ Auch wenn Sie es gut meinen, kann überflüssig Gesprochenes auch ungünstig wirken. Wie bei allen Gesprächen darf man auch hier ruhig eine Schweigepause einlegen. Über die Umgebung, die der blinde Mensch nicht wahrnehmen kann, ist er oft besser im Bilde, als Sie annehmen. Denn durch sein Gehör und andere Sinnevermag er sich von der Umwelt eine gute Vorstellung zu machen. Ob der blinde Mensch von Personen, der Umgebung oder Gegenständen eine detaillierte oder nur eine kurze Beschreibung wünscht, werden Sie selbst rasch genug bemerken. Jedoch ist es gut, dass Sie blinden Menschen spontan auf neue, besondere oder ungewöhnliche Dinge aufmerksam machen. Das Beschreiben von Gegenständen erübrigt sich oft, wenn Sie den blinden Person den Gegenstand in die Hand geben.


Viele weitere hilfreiche Hinweise mit Beispielen finden Sie in der Broschüre "Nicht so, sondern so!", die der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband veröffentlicht. Dieser kleine Ratgeber erklärt, wie Sie in üblichen Alltagssituationen blinden und hochgradig sehbehinderten Personen richtig und angemessen helfen können.

Weitere Informationen

Vorbereitung auf ein Beratungsgespräch mit blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen